Trauer um Professor Ulrich Buller

Pressemitteilung der Fraunhofer-Institute IAP und IZI-BB /

Am 11. November 2020 verstarb Professor Ulrich Buller im Alter von 74 Jahren in Potsdam. Der promovierte Chemiker war seit 1984 bei der Fraunhofer-Gesellschaft tätig. Von 1997 bis 2006 leitete er das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam-Golm und wurde dann in den Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft berufen. Dort war er bis 2013 Vorstand für Forschungsplanung. Von 2014 bis 2015 führte er den Institutsteil Bioanalytik und Bioprozesse IZI-BB des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie in Potsdam-Golm.

Professor Ulrich Buller verstarb am 11. November 2020 im Alter von 74 Jahren.
© Fraunhofer
Professor Ulrich Buller verstarb am 11. November 2020 im Alter von 74 Jahren.

Ulrich Buller gestaltete mit viel Begeisterung und Leidenschaft 30 Jahre lang Forschung bei Fraunhofer und war vor allem als sehr aktiver Wegbereiter und geschickter Vermittler bekannt. Er legte den Grundstein für viele zukunftsweisende Projekte und Kooperationen mit der Industrie, Universitäten, Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen. Mit Potsdam-Golm war er auch über seinen Wohnsitz hinaus eng verbunden. Hier leitete er die beiden, im Potsdam-Science Park ansässigen, Fraunhofer-Institute – zuerst das Fraunhofer IAP und später das Fraunhofer IZI-BB.

»Wir trauern um einen hoch geschätzten, liebenswerten und außergewöhnlichen Menschen – einen Menschen, der von ganzem Herzen an die Wissenschaft glaubte und sie förderte«, sagt Professor Alexander Böker, der heute das Fraunhofer IAP leitet. »Für ihn war es immer äußerst wichtig, neue Wege zu beschreiten, verschiedene Wissenschaftsgebiete und Institutionen miteinander zu vernetzen und so Innovationen möglich zu machen. Auf diese Weise hatte er als Institutsleiter auch die Entwicklung des Fraunhofer IAP maßgeblich vorangetrieben, besonders auf dem Gebiet der organischen Elektronik und mit der wegweisenden Entscheidung, das Fraunhofer IAP an dem traditionsreichen Chemiestandort Schkopau mit dem Pilotanlagenzentrum Polymersynthese und -verarbeitung PAZ anzusiedeln. Neben seiner hohen fachlichen Kompetenz war er vor allem auch ein bemerkenswerter Mensch, der seinem Gegenüber immer auf Augenhöhe begegnete und sich auch für die Person hinter der fachlichen Expertise interessierte. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst lag ihm immer der persönliche Austausch und das Wohlergehen der Fraunhofer-Institute am Standort Golm am Herzen. Sein Rat war jederzeit sehr willkommen«, so Böker.

»Wir verlieren nicht nur einen ehemaligen Institutsleiter, sondern auch einen großartigen Menschen«, sagt Dr. Eva Ehrentreich-Förster, Leiterin des Fraunhofer IZI-BB, »er war ein Wissenschaftler, der die gesellschaftliche Mission der Forschung sehr ernst nahm, der sich bis zuletzt politisch engagierte«. »Seine Begeisterung und Freude, Forschung auf den Weg und – mit seinen eigenen, oft gesagten Worten – »voranzubringen«, war außerordentlich ansteckend und hat vieles möglich gemacht und zum Erfolg geführt. Er war ein stets positiv denkender und humorvoller Mensch, freundlich ausgleichend, mit wohltuender Gelassenheit. Wir konnten viel von ihm lernen und es war jederzeit eine große Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten«, erinnert sich Katja Okulla, seine langjährige Referentin, heute Verwaltungsleiterin des Fraunhofer IZI-BB.

Ulrich Buller promovierte im Fach Chemie an der RWTH Aachen und war seit 1984 in der Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft tätig. Hier übernahm er 1989 die Leitung der Abteilung Unternehmensplanung und baute unter anderem das Fraunhofer-Kontaktbüro bei der Europäischen Union in Brüssel auf. 1994 wurde er Leiter der Abteilung Forschungsplanung. Ab 1997 führte er das Fraunhofer IAP zuerst kommissarisch und ab 1999 als berufener Institutsleiter. 2005 übernahm Ulrich Buller den Vorsitz des Fraunhofer-Verbunds Werkstoffe, Bauteile.

Im Juni 2006 wurde Ulrich Buller in den Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft berufen. Dort leitete er bis 2013 das Ressort Forschungsplanung. In dieser Funktion setzte er sich erfolgreich dafür ein, Fraunhofer besser in Europa zu vernetzen und mit dem Fraunhofer-Forum in Berlin eine intensiv genutzte Plattform für den Austausch mit den Stakeholdern aus Politik und Wirtschaft zu etablieren. Auf seine Initiative geht die programmatische Forschungskooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft und mit den Fachhochschulen zurück. Ein weiteres wichtiges Projekt, das er bereits 2009 mit großem Engagement begründete und begleitete, war die Fraunhofer-Systemforschung Elektromobilität, die, unterstützt durch die Bundesregierung und unter Mitwirkung von über 30 Fraunhofer-Instituten, wegweisende Entwicklungen hervorgebracht hat. Zudem fungierte er seit der Gründung der Fraunhofer-Zukunftsstiftung von 2008 bis 2014 als deren Vorstandsvorsitzender. 2007 übernahm er eine Honorarprofessur für Technische Chemie an der Universität Potsdam.

Eigentlich schon im Ruhestand, übernahm er kurzfristig von 2014 bis 2015 die Leitung des Institutsteils Bioanalytik und Bioprozesse IZI-BB des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie. Und auch dieser ungewöhnliche Schritt zeigt wieder seine große Einsatzbereitschaft für die Fraunhofer-Gesellschaft.

Während seiner gesamten Laufbahn hatte Professor Ulrich Buller immer einen engen Bezug zur Chemie, auch als Fachredakteur und Schriftleiter für eine chemische Fachzeitschrift, als stellvertretender Vorsitz der Fachgruppe Waschmittelchemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker oder als erster Vorsitzender der Vereinigung der Seifen-, Parfüm- und Waschmittelfachleute und zweiter Vorsitzender des Kunststoff-Netzwerks Brandenburg. In den letzten Jahren galt sein Engagement dem Landeshochschulrat Brandenburg und dem Wirtschaftsrat der Stadt Potsdam.