Forschende des Allen Herbarium in Neuseeland, der Western Washington Universität in den USA und des Fraunhofer IZI-BB haben eine Schneealgenart neu benannt und den Anlass genutzt, den ehemaligen Institutsleiter des heutigen Fraunhofer IZI-BB (damals Fraunhofer IBMT) Prof. Dr. G. Fuhr zu ehren. Mit der Publikation von Novis et. al. wurde die seltene, aber kosmopolitisch verbreitete, Schneealge nach Prof. Fuhr benannt und heißt nun: Chloromonas fuhrii.
Die taxonomische Untersuchung und Neubenennung dieser Schneealge hinsichtlich ihrer Verwandtschaft zu anderen Schneealgen wirft ein neues Licht auf die Betrachtung bisher bekannter Schneealgenarten. Oft wurden sie als »kosmopolitisch« angesehen, basierend auf regionalen Daten aus Arktis, Antarktis und alpinen Regionen. Die neubeschriebene Art könnte dem Standard eines »echten« Kosmopoliten am nächsten kommen, da sie sowohl in beiden Polarregionen als auch auf Schnee alpiner Regionen in Neuseeland vorkommt und somit in beiden Hemisphären verbreitet ist. Stämme der neuen Alge wurden aus verschiedenen Schneefarben isoliert, darunter grünem, orangefarbenem und rosa-rotem Schnee. Drei Stämme aus entlegenen Regionen wie Spitzbergen (Svalbard) und der Antarktis existieren bereits u.a. seit 1999 in der CCCryo Algensammlung am IZI-BB, wurden aber erst jetzt taxonomisch zusammen mit weiteren Isolaten aus Neuseeland mittels molekularer Methoden genauer untersucht und einer umfassenden phylogenetischen Analyse unterzogen. In der wissenschaftlichen Veröffentlichung von Novis et. al. wurden die Isolate der Gattung Chloromonas zugeordnet und nach Prof. Dr. Günter Fuhr: Chloromonas fuhrii benannt. Damit würdigen die Forschenden Prof. Fuhr und seinen langjährigen Einsatz für die Schneealgenforschung seit den späten 1990er Jahren. Er leitete sieben Polarexpeditionen und gründete die erfolgreiche Arbeitsgruppe »Extremophilenforschung« am Fraunhofer IZI-BB (anfänglich Fraunhofer IBMT). Dort, am Standort Potsdam-Golm, baute er während dieser Zeit gemeinsam mit Dr. Thomas Leya eine Sammlung kryophiler Algen und Mikroorganismen (CCCryo) auf.
Die Sammlung »CCCryo - Culture Collection of Cryophilic Algae« dient bis heute als Bioressource für die Schneealgenforschenden weltweit und für die Entwicklung industrieller Produkte. Durch die langjährige Etablierung der Sammlung erhalten Schneealgen als vielversprechende neue Ressource langsam eine höhere Aufmerksamkeit in der Grundlagen- und angewandten Forschung. Schneealgen besitzen einige noch unbekannte Eigenschaften, die auch für industrielle Produkte wertvoll sein könnten. Die CCCryo Sammlung untersucht auch die Anpassungsstrategien der Algen an extreme Umweltbedingungen und entwickelt spezielle Enzyme und Metabolite der Algen für industrielle Anwendungen. Weltweit gibt es viele Forschungseinrichtungen mit Biobanken, die Mikroalgen und Cyanobakterien kultivieren, wobei die CCCryo die einzige weltweit ist, die sich auf kälteangepasste Algen spezialisiert hat. Die CCCryo-Sammlung bietet Forschern und Unternehmen die Möglichkeit, in ihrer umfangreichen Datenbank nach spezifischen Eigenschaften und Metaboliten zu suchen und die entsprechenden Stämme zu bestellen.
Novis, P. M., Kodner, R. B., Podolyan, A., & Leya, T. (2024). Chloromonas fuhrii sp. nov. (Chlorophyceae), a cosmopolitan alga from colored snow. Phycologia, 1–14. https://doi.org/10.1080/00318884.2024.2313780
Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie, Institutsteil Bioanalytik und Bioprozesse IZI-BB
